Ich erinnere, 2016

Siebdruck auf Holz, Holz

 

 

Container. Ein Container für Zeit.

Die Reise führt durch Rumänien ( Cluj, Bukowina, Sighisoara, Sibiu, Targu Jiu, Timisoara ).

Strassen entlang, Berge hinauf, in ein verlassenes Tal, Landschaften wie früher, Städte folgen ihrer Dynamik,

ein Innen und Außen anders.

 

Wasser aus der Leitung fließt in Plastikflaschen. Ich stelle mir physikalische Vorgänge vor, die Implikationen

der Außenwelt speichern. (die nicht zu fassen sind. ) Nicht sichtbar.

 

Die Formen von Lesbarkeit, ihre Regelmäßigkeiten verschwimmen, verketten sich zu etwas Realem. Eigenem.

Die sichtbaren, zu Sichtbarkeit gewordenen oder nicht konkret sichtbaren Sichtbarkeiten verteilen sich, 

verbinden sich. Anders. Und das Ausgangsmaterial besitzt unabweisbar seine erzählende und nicht zurückführbare 

Dimension, sein Reales, das sich unmittelbar, jetzt, abbildet.

 

Ich bin im Labor. vermische, verdünne, verdingliche.

Hanna Arendt schreibt: „Ohne Erinnerung und die Verdinglichung, die aus der Erinnerung selbst entspringt, weil die Erinnerung der Verdinglichung für ihr eigenes Erinnern bedarf (warum sie denn auch, wie die Griechen sagten, die Mutter aller Künste ist), würde das lebendig Gehandelte, das gesprochene Wort, der gedachte Gedanke spurlos verschwinden, sobald der Akt des Handelns, Sprechens oder Denkens an sein Ende gekommen ist; es würde sein, als hätte es sie nie gegeben.“ 1

 

Der Container für Zeit, ein immaterieller Datenspeicher, der sich überträgt, sich in einer Form materialisiert, zu einem Bild wird.

Die „Realen der Tiefe“ 2 manifestieren sich in diesem Prozess; eine Differenz von Material und Außenwelt macht sich bemerkbar,

Verkettungen brechen auf oder eine Hyperebene entsteht.

 

 

1 Hannah Arendt, Vita activa oder Vom tätigen Leben, S. 87, Deutsche Erstveröffentlichung 1960

2 Armen Avanessian, Altermodernes Erzählen von Referenzeffekten. Überlegungen zu einem gegenwärtigen Realismus  in zeitgenössischer theorie und der tV-serie The Wire, in Realismus in den Künsten der Gegenwart S.51-71, Diaphanes, Zürich 2010